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Der richtige Umgang mit internationalen Gästen und Gastgebern – Teil zwei unseres Business‑Knigges

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Geschäftsessen, Firmengeschenke und Unterhaltungsprogramme sind übliche Arten, die Gunst eines Kunden zu gewinnen. Sie helfen beim Aufbau von Beziehungen und stärken das Firmenimage.

Doch der Umgang mit internationalen Gästen und Gastgebern birgt viele Fettnäpfchen. Jede Nation hat ihre eigenen Gepflogenheiten. Mancherorts wird kein Gastgeschenk erwartet, andernorts ist man beleidigt, wenn Sie mit leeren Händen erscheinen. Eine kostspielige Bewirtung gilt in vielen Ländern als Form der Bestechung. Die Missachtung kultureller Bräuche kann Sie schnell in eine peinliche Lage bringen und ein versehentlicher Gesetzesverstoß gar dem Ruf Ihres Unternehmens schaden. 

Unser zweiter Auslandsknigge soll Ihnen helfen, sich sicher auf internationalem Parkett zu bewegen.

Einladung zum Geschäftsessen

Bei einem Geschäftsessen lässt sich die Etikette am sichersten wahren, indem Sie mehr zuhören als reden und sich an Ihrem Gastgeber und Ihren einheimischen Kollegen orientieren. Vielerorts unterhält man sich beim Essen zum Beispiel nicht gern über Geschäftliches. Meiden Sie dieses Thema also, sofern es nicht von jemand anderem angesprochen wird.

Informieren Sie sich vorab über Ihr Reiseziel. Es erwarten Sie dort möglicherweise eher ungewohnte Tischsitten. So ist es in Japan üblich, auf dem Boden zu sitzen, und in Mexiko werden Tacos mit den Händen gegessen. Auch die Rituale sind unterschiedlich: In vielen muslimischen und buddhistischen Ländern werden zuerst die älteren Anwesenden bedient. Erst danach dürfen die Gäste essen.

Verhaltensregeln

  • Japan: Bei einem formellen Abendessen auf Tatami-Matten kniet man mit dem Gesäß auf den Füßen. Auf Geheiß des Gastgebers dürfen Frauen ihre Beine zur Seite bewegen und Männer den Schneidersitz einnehmen.
  • Sri Lanka: Wenn Speisen auf einer Platte in der Tischmitte serviert werden, dürfen Servierlöffel und -gabel nicht den eigenen Teller berühren. Dies ist ein wichtiger hinduistischer Brauch.
  • Somalia: Wie auch in Südindien und dem Nahen Osten wird hier immer mit der rechten Hand gegessen, niemals mit der linken, da diese als unrein gilt.
  • Marokko: Halten Sie sich lieber etwas zurück. Wahrscheinlich wird Sie Ihr freundlicher Gastgeber mehrmals auffordern, sich nachzunehmen.

Annahme und Überreichung von Firmengeschenken

Firmengeschenke sind ein allgemein akzeptiertes Zeichen der Anerkennung. Der Hauptverwaltung bereiten sie jedoch oftmals Kopfzerbrechen, weil sie mit der Unternehmensethik oder Gesetzen in Konflikt stehen können.

In Deutschland schreibt das Strafgesetzbuch vor, unter welchen Umständen Geschenke zulässig sind. Kleine Geschenke gelten in der Regel als akzeptabel.

Das Problem ist, dass ein und dasselbe Geschenk in einem Land als angemessen und in einem anderen als übertrieben angesehen werden kann und auch die Bedeutung von Geschenken je nach Kultur unterschiedlich groß ist. Diese Zwickmühle hat viele multinationale Unternehmen dazu veranlasst, Regeln für den Fall aufzustellen, dass die Ablehnung eines Geschenks Anstoß erregen würde. Führen Sie sich also vor der Abreise noch mal die Richtlinien Ihres Unternehmens zu Gemüte.

Verhaltensregeln

  • USA: Hier schafft eine Obergrenze für den Wert von Geschenken Klarheit. Diese liegt bei 25 US-Dollar.
  • Japan: Seien Sie nicht überrascht, wenn Ihr Geschenk ein- oder zweimal abgelehnt und erst danach angenommen wird. Dies gilt als höflich.
  • Hongkong: Packen Sie Geschenke nicht in blaues oder weißes Papier ein – dies sind Trauerfarben.
  • Italien: Ihr Geschenk sollte besser nicht mit dem Firmenlogo bedruckt sein, denn das gilt als schlechter Geschmack.

Was ist Unterhaltung?

Unterhaltungsprogramme spielen beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen eine wichtige Rolle, doch auch hier lauern Schwierigkeiten. Ein üppiges Bankett, wie es etwa im Nahen Osten und in China üblich ist, könnte in europäischen Ländern schon den „angemessenen Wert“ übersteigen.

Eine normale Bewirtung ist für gewöhnlich in Ordnung, solange sie auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn Sie also ein Kunde zum Essen einlädt, revanchieren Sie sich, indem Sie bei nächster Gelegenheit ein gleichwertiges Essen bezahlen.

Das Prinzip der Gegenseitigkeit gilt auch für andere Formen der Unterhaltung, wie Sport- und Kulturveranstaltungen. Wenn eine Einladung zu einem Cricket-Spiel in Jamaika als Bestechungsversuch gewertet werden könnte, sollten Sie sie lieber höflich ausschlagen, es sei denn, Sie würden damit Ihre Gastgeber vor den Kopf stoßen und dem Ruf Ihrer Firma schaden.

Verhaltensregeln

  • Ägypten: Wenn Sie eine Gruppe muslimischer Kunden betreuen, sollten Sie ein Restaurant wählen, dessen Speisen halal sind und das keinen Alkohol ausschenkt.
  • Südafrika: Südafrikaner unterhalten ihre Gäste gerne und laden sie häufig zu Unternehmungen wie z. B. einem Golfspiel ein. Es gilt als höflich, die Übernahme der Kosten anzubieten oder sich zu revanchieren.
  • Südkorea: Koreaner lieben Karaoke und erwarten von ihren Gästen, dass sie ihre Scheu ablegen und zu Ehren ihres Landes ein Lied anstimmen, um die freundschaftlichen Beziehungen zu pflegen.
  • Polen: Wenn Sie in ein Restaurant eingeladen werden, sollten Sie sich elegant kleiden. Beachten Sie, dass alle am Tisch geschlossenen Vereinbarungen als bindend betrachtet werden. Polen fangen erst an zu essen, wenn der Gastgeber „Smacznego“ (guten Appetit) gesagt hat.

Es schadet nie ein paar Wörter in der Sprache des Landes, das Sie besuchen, zu lernen. Hauptsache Sie machen es nicht so wie der britische Geschäftsmann, der seinen Name nannte, nachdem ihn eine deutsche Kollegin mit „Alles gut?“ begrüßt hatte. Er dachte, sie hieße Alice.